Bevölkerungsstruktur
Letzte Aktualisierung: 09.12.2022
- Die Altersstruktur
- Indikatoren zur Beschreibung der Verschiebungen in der Altersstruktur
- Weitere Strukturmerkmale der sächsischen Bevölkerung
- Altersstruktur Sachsens 1990 und 2020 nach demografisch relevanten Ereignissen
- Visualisierung der Veränderungen in der Altersstruktur - animierte Alterspyramide
- Die Entwicklung des Durchschnittsalters und Medianalters im Vergleich
- Verändertes Verhältnis zwischen ausgewählten nichterwerbsfähigen Altersgruppen als weiterer Indikator der Altersstrukturveränderungen
- Änderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung nach Familienstand aufgrund Veränderungen in der Altersstruktur und des Verhaltens
Bei der Analyse der Bevölkerungsstruktur geht es zunächst um die vollständige Untergliederung einer Bevölkerung nach Alter oder Geschlecht, aber auch die Untergliederung nach Familienständen zählt dazu. Dabei war und ist die sächsische Bevölkerung von erheblichen Veränderungen ihrer Bevölkerungsstruktur besonders in der Alterszusammensetzung gekennzeichnet.
Die Altersstruktur
Bei der Beschreibung der sächsischen Altersstruktur 2021 mittels der Alterspyramide kann von einer Tendenz zur Urnenform gesprochen werden. Diese Urnenform resultiert aus dem Anstieg der Lebenserwartung bei gleichzeitiger Abnahme der Geburtenzahlen. Ergebnis dieser Entwicklung ist ein langfristiger Rückgang der Bevölkerung. Dabei nahm die Bevölkerung in Sachsen nicht nur zahlenmäßig ab, sondern veränderte sich auch in ihrer Zusammensetzung. Von den 2021 in Sachsen lebenden 4,04 Millionen Personen waren 1,99 Millionen Männer und 2,05 Millionen Frauen. Damit betrug der Frauenüberschuss 57 200 Personen. Bis zum Alter von 59 Jahren lebten jedoch mehr Männer als Frauen in Sachsen, so dass ein Männerüberschuss von 103 900 bestand. Erst ab 60 Jahren ergab sich ein Frauenüberschuss von 161 100.
Insgesamt lebten 2021 im Alter unter 20 Jahren 716 700 Personen, die einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von 17,7 Prozent hatten Mit 55,5 Prozent bzw. 2,24 Millionen Personen war die Altersgruppe der 20- bis unter 65-Jährigen am größten. Immerhin 26,8 Prozent der sächsischen Bevölkerung war 2021 im Alter von 65 Jahren und mehr.
Indikatoren zur Beschreibung der Verschiebungen in der Altersstruktur
Die Veränderungen in der Altersstruktur der sächsischen Bevölkerung können mittels verschiedener Indikatoren beschrieben werden. Neben der Darstellung der sich verschiebenden Anteile von Altersgruppen ist das Durchschnittsalter ein weiterer Indikator zur Beschreibung der Altersstruktur. Im Jahr 1982 lag das Durchschnittsalter der sächsischen Bevölkerung bei 38,6 Jahren und stieg bis 2021 auf 46,9 Jahre an. Damit erhöhte es sich um über 8 Jahre. Zwar nahm der Anteil der unter 20-Jährigen bereits vor der Wiedervereinigung leicht ab, aber durch den gleichzeitigen leichten Anstieg des Anteils der 20- bis unter 40-Jährigen konnte dies kompensiert werden, so dass sich das Durchschnittsalter kaum änderte. Mit der Abwanderung 1989 und 1990 und dem ab 1993 einsetzenden Geburtentief stieg das Durchschnittsalter ab 1989 bis 2009 jährlich zwischen 0,3 und 0,4 Jahre an. Danach setzte langsam eine Stagnation des Anstiegs ein, bedingt durch die Entwicklungen beim Geburtendefizit und zunehmender Wanderungsgewinne.
Weitere Strukturmerkmale der sächsischen Bevölkerung
Neben der Alterszusammensetzung lässt sich die sächsische Bevölkerung auch nach dem Familienstand oder der Einteilung deutsch/nichtdeutsch untergliedern.
Im Jahr 1990 war etwas mehr als die Hälfte (50,5 Prozent) der sächsischen Bevölkerung verheiratet, über ein Drittel (35,0 Prozent) ledig sowie 8,8 Prozent verwitwet. Der Anteil der Geschiedenen lag bei 5,6 Prozent. Bis 2021 nahm die Zahl der Ledigen am stärksten zu, so dass 2021 mit 43,4 Prozent diese Gruppe am größten war. Leicht zugenommen hat auch die Zahl der Geschiedenen. Die Zunahme des Anteils der Ledigen und Geschiedenen wirkte besonders auf die Gruppe der verheirateten Personen, deren Anteil auf 40,8 Prozent zurückging. Der Anteil der verwitweten Personen nahm nur um 0,6 Prozentpunkte auf 8,2 Prozent ab. Diese Entwicklung hatte seine Ursachen im Rückgang des Frauenüberschusses in den hohen Altersjahren sowie im Anstieg der Lebenserwartung.
Die sächsische Bevölkerung teilte sich 2021 in 3,81 Millionen Deutsche und 229 400 Nichtdeutsche auf. Der Anteil der Nichtdeutschen an der sächsischen Gesamtbevölkerung lag 2021 bei 5,7 Prozent. Im Jahr 1990 betrug der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung in Sachsen nur 1,1 Prozent.
Anhand der Altersstruktur kann auch der Einfluss von gesellschaftlichen Ereignissen auf demografische Verhaltensweisen und deren Auswirkungen auf die Bevölkerungsstruktur dargestellt werden.
Die Altersstruktur der sächsischen Bevölkerung wies im Jahr 1990 größere demografische Deformationen auf. Sichtbar sind zunächst der Einfluss der 2 Weltkriege sowie die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre mit dünn besetzten Altersjahren. Der nach dem 2. Weltkrieg einsetzende wirtschaftliche Aufschwung in den Jahren 1950 bis ca. 1970 bewirkte steigende Geburtenzahlen und die zahlenmäßig stark besetzte sogenannte Generation der Baby-Boomer wurde in diesem Zeitraum geboren.
Mit der Einführung der Pille gingen die Geburtenzahlen Anfang der 1970er Jahre kurzzeitig zurück, sichtbar durch die geringen Besetzungsstärken in der Altersgruppe der 14- bis unter 19-Jährigen. Aufgrund verschiedener familienpolitischer Maßnahmen setzte danach eine Erholung der Geburtenzahlen ein, die sich in den stärkeren Bevölkerungsbeständen bei den unter 15-Jährigen widerspiegelt. Die Aufteilung der sächsischen Bevölkerung am 31. Dezember 2020 nach Alter war zunächst durch eine Abnahme in allen Altersjahren unter 55 Jahren bestimmt; der Lebensbaum hat sich deutlich »verschlankt«. Gleichzeitig scheinen demografische Ereignisse nicht mehr nur kurzfristig und selektiv zu wirken. So zeigt die Altersstruktur der unter 25-Jährigen für 2020, dass das Geburtentief zu Anfang der 1990er Jahre deutlich langfristiger auf die jüngeren Altersjahre Einfluss nahm.
In die Altersgruppe der Betagten und Hochbetagten traten nun die geburtenstärkeren Jahrgänge des Zeitraums zwischen Weltwirtschaftskrise und Geburtentief nach Ende des 2. Weltkrieges ein. Die ersten Jahrgänge der Baby-Boomer-Generation begannen in das Rentenalter zu rutschen, während als Folge des Geburtentiefs Anfang der 1990er Jahre geburtenschwächere Jahrgänge ins Erwerbsleben eintreten. Die massive Abwanderung vor allem junger Menschen Anfang der 1990er bis Ende der 2000er Jahre ins frühere Bundesgebiet führte zu einer Ausdünnung der jetzt mittleren und älteren erwerbsfähigen Bevölkerung.
Für Sie zusammengefasst: Altersstruktur 1990 und 2020 nach demografischen Ereignissen
Um Veränderungsprozesse in der Altersstruktur einer Bevölkerung zu beschreiben, kann sowohl die Entwicklung des Durchschnittsalters als auch des Medianalters herangezogen werden. Das Durchschnittsalter ist als das arithmetische Mittel aller Personen einer Gruppe (Bevölkerung) definiert. Das Medianalter unterteilt dagegen eine Gruppe (Bevölkerung) in zwei gleich große Gruppen, d.h. 50 Prozent der Bevölkerung sind jünger und 50 Prozent sind älter als das errechnete Medianalter.
Im Jahr 1982 lagen das Medianalter bei 37,0 und das Durchschnittsalter bei 38,6 Jahren. Bis zur Wiedervereinigung veränderten sich beide Indikatoren kaum. Danach setzte ein deutlicher Anstieg beider Indikatoren ein, wobei das Medianalter eine höhere Dynamik als das Durchschnittsalter aufwies. Ab 2006 überstieg das Medianalter das Durchschnittsalter. Für 2020 wurde für die sächsische Bevölkerung ein Durchschnittsalter von 46,9 Jahren sowie ein Medianalter von 48,5 Jahren errechnet. Gegenüber 1982 hatte sich das Durchschnittsalter um 8,3 Jahre, gegenüber 1990 um 7,5 Jahre erhöht. Für das Medianalter ergab sich ein Anstieg gegenüber 1982 von 11,5 Jahren bzw. gegenüber 1990 um 10,8 Jahre.
Der stärkere Anstieg des Medianalters resultiert aus dem Geburtenrückgang und der Abwanderung in den 1990er Jahre sowie der steigenden Lebenserwartung. Dadurch rücken dünn besetzte jüngere Altersjahre nach, der größere Bevölkerungsteil verschiebt sich deutlich in höhere Altersjahre. Weil jedoch die Besetzungsstärken in den sehr hohen Altersjahren zwar steigen, aber in ihrer Dimension nicht als Ausreißer definierbar sind, beeinflussen sie das Durchschnittsalter nicht so stark wie sich das Medianalter verschiebt.
Für Sie zusammengefasst: Entwicklung des Median- und Durchschnittsalters im Vergleich
Für die Ermittlung der demografischen Quotienten wird die Bevölkerung üblicherweise in die drei Hauptaltersgruppen unter 20 Jahre (noch nicht erwerbsfähig), 20 bis unter 65 Jahre (erwerbsfähige Bevölkerung) und 65 Jahre und älter (nicht mehr erwerbsfähig) eingeteilt. Mit der Verkleinerung der nichterwerbsfähigen Altersgruppen und deren Verhältnis zueinander können Veränderungen an den "Rändern" einer Bevölkerung beschrieben werden.
Deshalb wurde für Sachsen die Bevölkerung im Alter unter 15 Jahren als Gruppe der definitiv noch nicht Erwerbsfähigen ins Verhältnis zur Bevölkerung im Alter von 75 und mehr Jahren als Gruppe mit zunehmender Pflegebedürftigkeit gesetzt. Ein errechneter Wert von 1 bedeutet ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den zwei Altersgruppen. Ein Wert größer 1 beschreibt, dass die Altersgruppe der unter 15-Jährigen zahlenmäßig größer ist, ein Wert kleiner 1 charakterisiert das umgekehrte Verhältnis.
Ende 1982 lebten 947 100 Personen im Alter unter 15 Jahren und 387 400 Personen im Alter von 75 und mehr Jahren in Sachsen. Das Verhältnis zwischen den zwei Altersgruppen betrug 2,44. Durch den zahlenmäßigen Anstieg der über 74-Jährigen bei einem gleichzeitigen Rückgang der unter 15-Jährigen ging der Verhältniswert bis 1989 auf 2,37 zurück. Weil ab 1989 auch die Zahl der Älteren kurzzeitig rückläufig war, stieg die Verhältniszahl auf 2,50 im Jahr 1993 - dem höchsten Wert im gesamten Betrachtungszeitraum. Der Rückgang der älteren Bevölkerung in diesem Zeitraum resultierte aus dem Hochrücken der geburtenschwachen Jahrgänge des 1. Weltkrieges in das Alter 75 und älter.
Danach veränderte sich der Verhältniswert immer mehr zuungunsten der unter 15-Jährigen. Im Jahr 2013 lag der Wert erstmalig unter 1 und ging bis 2019 kontinuierlich auf 0,91 zurück. Im Jahr 2020 erreicht das Verhältnis von unter 15-Jährigen (545 800 Personen) zu über 74-Jährigen (581 800 Personen) einen Wert von 0,94. Der Anstieg im Vergleich zu 2019 war durch den Rückgang der älteren Bevölkerung um 12 900 Personen im Jahr 2020 begründet.
Für Sie zusammengefasst: Verhältnis zwischen ausgewählten nichterwerbsfähigen Altersgruppen
Die seit 1990 stattgefundenen Bevölkerungsverluste beeinflussten die sächsische Altersstruktur und wirkten somit indirekt auch auf die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Familienstand. Gleichzeitig haben sich die Einstellungen und Formen des Zusammenlebens verändert, was ebenfalls auf die Anteile der einzelnen Familienstände Einfluss nimmt.
Im Jahr 1990 waren 2,41 Millionen und damit 50,5 Prozent der sächsischen Bevölkerung verheiratet, 35,0 Prozent (1,67 Millionen Personen) gehörten zu den Ledigen. Der Anteil der Verwitweten lag 1990 bei 8,8 Prozent (419 900 Personen), geschieden waren 5,6 Prozent bzw. 268 500 Personen.
Der zwischen 1990 und 2020 stattgefundene Bevölkerungsrückgang wirkte nicht auf alle Familienstände gleichermaßen. Während die Zahl der Verheirateten um 727 300 und die der Verwitweten um 87 500 Personen zurückging, nahm die Zahl der Ledigen um 66 700 und die der Geschiedenen um 40 700 Personen zu. Somit waren 2020 von den 4,06 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern in Sachsen 42,8 Prozent ledig, 41,4 Prozent verheiratet, 8,2 Prozent verwitwet und 7,6 Prozent geschieden.
Während der Rückgang bei den Verwitweten auch daraus resultiert, dass die Jahrgänge der »Kriegswitwen« nicht mehr im vollen Umfang vorhanden sind, spiegelt sich in den Änderungen der übrigen Familienstände auch das veränderte Verhalten wider. Während die unter 20-Jährigen (fast) ausschließlich ledig waren, lebte 1990 die Mehrheit der 20- bis unter 40-Jährigen bereits in einer Ehe (62,6 Prozent). Im Jahr 2020 traf das nur noch für 24,0 Prozent der Altersgruppe zu. Auch in der Altersgruppe der 40- bis unter 60-Jährigen hat der Anteil der Verheirateten gegenüber 1990 mit 82,1 Prozent auf 56,9 Prozent 2020 deutlich abgenommen. Diese Entwicklung ergibt sich vorrangig aus einem höheren Anteil Lediger in dieser Altersgruppe (27,9 Prozent 2020 gegenüber 4,9 Prozent 1990), aber auch aus einem Anstieg des Anteils der Geschiedenen von 9,2 (1990) auf 13,4 Prozent (2020). Bei der Altersgruppe der 60- bis unter 80-Jährigen ist wiederum der Anteil der Verheirateten deutlich von 59,6 Prozent im Jahr 1990 auf 68,5 Prozent im Jahr 2020 angestiegen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass diese Altersgruppe nicht mehr vom Frauenüberschuss der »Kriegswitwen« bestimmt ist. Andererseits nimmt in der Altersgruppe der Anteil der Geschiedenen ebenfalls zu.